Nandri Kinderhilfe e.V.

Blog-Archiv

    Patenschafts-Bericht zur Indien-Reise vom 24.01.2025 bis 01.02.2025

    Vor der Reise zu den Nandri-Dörfern waren wir im Norden Indiens unterwegs: Neben Neu-Delhi haben wir das Goldene Dreieck besichtigt. Auf dieser Tour konnten wir schon einen ersten Eindruck von Land und Leute gewinnen. Wir waren überwältigt von den Sehenswürdigkeiten, dem bunten Leben und den vielen exotischen Gerüchen. Aber auch von der Armut und dem vielen Müll. Umso mehr freuten wir uns darauf, von Neu-Delhi nach Chennai zu fliegen und endlich die Projekte in Tamil Nadu, die von der Nandri Kinderhilfe e.V. unterstützt werden, kennen zu lernen.

     

    Unser erster Eindruck nach der Landung in Chennai war, dass die Natur und die Temperaturen eher unserer Vorstellung von Indien entsprachen. Kaum im Hotel angekommen, ging es auch schon los: Dr.Steffen Roehn gab uns Informationen zur Situation in Indien, insbesondere von den Schwierigkeiten von nicht indischen Hilfsorganisationen. Diese ist nicht immer einfach. Die indische Regierung Ist bestrebt, ein Bild von Indien zu vermitteln, dass Hilfe von anderen Staaten und ausländischen Hilfsorganisationen nicht unbedingt benötigt wird. Aus diesem Grund ist es gerade für Nandri wichtig, immer nur da anzusetzen, wo keine Unterstützung seitens der Regierung angeboten wird oder verfügbar ist.

     

    Neben dieser Einführung war ein weiterer Punkt die Vorstellung des Programms für unsere Patenreise. Da wussten wir gleich, dass uns nicht langweilig wird! Hier gab es auch eine erste Gelegenheit, die indischen Mitarbeitenden von Nandri und die anderen Mitreisenden der Gruppe kennen zu lernen.

     

    Am nächsten Morgen ging es dann schon los und wir wurden mit zwei Autos nach Puthur gebracht. Hier haben wir das Dorfzentrum besucht und wurden herzlichst begrüßt. Die engagierten Lehrerinnen und die herzlichen Kinder machten uns das Ankommen leicht. Die Kinder führten uns vor, was sie schon alles gelernt hatten. Und dies mit zum Teil einfachsten Mitteln, wie selbst gebastelte Lehrmittel aus Pappe.

     

    In der Kirche des Dorfzentrums, die auch als Veranstaltungsraum genutzt wird, wurden wir zum Essen eingeladen. Ein besonderes Erlebnis! Das Essen war einfach und sehr schmackhaft. Man hielt sogar Besteck für uns bereit, was eine schöne Aufmerksamkeit ist, da in Indien normalerweise mit den Händen gegessen wird.

    Bei dem anschließenden Spaziergang durch das Dorf hatten uns einige Dorfbewohner in ihre Häuser eingeladen. Hier konnten wir uns einen guten Eindruck vom einfachen Leben der Dorfbewohner machen. Meistens wohnt eine ganze Familie in einem einzigen Raum, der außer dem ein oder anderen Regal keine Möbel enthält. Die Matratzen, die zum Schlafen auf den Boden gelegt werden, stehen tagsüber an die Wand angelehnt.

     

    Sehr beeindruckend war die Gastfreundschaft und wie leicht wir mit den Irular in Kontakt kamen. Am späten Nachmittag ging es zurück ins Hotel, wo wir uns nach dem Abendessen in der Bar bei dem einen oder anderen Kingfisher Bier über unsere Erlebnisse austauschten.

    Am nächsten Tag wartete schon das nächste Highlight auf uns: Wir waren zu Gast bei der Eröffnung des neuen Dorfzentrum in Veeranakunnam, welches von den Mitreisenden Petra und Johannes Bürkle gestiftet wurde.

     Die Dorfgemeinschaft holte uns bei den Autos ab und wir wurden tanzend ins neue Dorfzentrum geleitet. Die große Freude der Dorfbewohner war sofort spürbar. Das Dorfzentrum wurde mit einer hinduistischen Zeremonie eingeweiht. Auch wurde Milch in einem Topf zum Überkochen gebracht. Je nachdem, in welche Richtung die Milch läuft, kann nach hinduistischer Vorstellung vorausgesagt werden, welches Schicksal dem Dorfzentrum beschieden ist. Es gab Ansprachen von offizieller Seite und dem Dorfvorsteher. Am Ende des Festes durften wir gemeinsam mit den Kindern Bäume im noch nicht angelegten Garten pflanzen. Am Abend kehrten wir erschöpft, aber sehr fröhlich, in unser Hotel zurück.

    Wir haben noch weitere Dorfzentren besucht. Hier konnten wir zum Teil große Unterschiede bezüglich der Motivation der betreuten Kindern und ihrer Eltern wie auch des baulichen Zustandes des jeweiligen Dorfzentrums feststellen. In allen Dörfern aber wurden wir sehr herzlich aufgenommen und es war immer beeindruckend, mit welch geringen Mitteln hier Wissen vermittelt wird und gute Ergebnisse erzielt werden. Hier seien besonders auch die Lehrkräfte erwähnt, welche immer ihr Bestes geben.

     

    Der Besuch der Schneider-Werkstatt in Chennai hat uns gezeigt, wie durch die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten Mehrwert geschaffen wird. Die Frauen lernen dort das Schneider-Handwerk. Dadurch können sie nicht nur zum Familien-Einkommen beitragen, sondern erreichen auch Selbstbewusstsein und eine gewisse Selbstständigkeit. Auch hier beindruckten uns die bunten Stoffe und was die Frauen mit einfachen Nähmaschinen schaffen.

     

    Ganz in der Nähe der Schneiderei konnten wir ein Umwelt Projekt kennen lernen. Aus alten Keksen und Backwaren wird hier Tiernahrung hergestellt. Dadurch wird Lebensmittelabfall vermieden. Eine großartige Maßnahme zur Müllvermeidung. Eine gute Sache für Indien.

     

    Die Little Flower Highschool haben wir zweimal besucht. Beim ersten Besuch haben uns die Kinder vorgeführt, was sie alles gelernt haben. So wurde zum Beispiel mit einfachen Mitteln eine Modell-Wasser-Kläranlage gebaut. Sie bestand aus verschiedenen Plastikbechern, welche mit Stein, Kiesel, Sand und Baumwolle gefüllt waren, durch die (dreckiges) Wasser geleitet wurde. Oder ein Geldautomat aus Pappe, welcher echtes Geld ausgibt und vieles anderes. Die Schüler waren stolz, uns ihre Projekte vorzustellen.

    Natürlich wurde für alle gekocht und wir durften die Essensausgabe machen. Das Hauptgericht bestand aus Reis, Gemüse, viel grünem Chili und wenig Huhn. Es wurde streng darauf geachtet, dass auch jedes Kind und jeder Jugendliche ein Stück Huhn bekommt. Zum Nachtisch gab es als Besonderheit Obstsalat. Hier beindruckte uns die Disziplin der Kinder bei der Essensausgabe und die Freude über ein einfaches Essen und die große Freude über eine kleine Schale Obstsalat.

    Beim zweiten Besuch waren wir bei dem Alumni-Treffen der Schule eingeladen. Hier wurde sehr deutlich, was Nandri leistet und welch lebensverändernde Wirkung der Zugang zu Bildung hat. In der Regel sind die Eltern der Alumni Tagelöhner; viele Absolventinnen und Absolventen der Little Flower High School sind jetzt in der IT beschäftigt, sind MTA oder Bank-Angestellte und können ein ganz anderes Leben als ihre Eltern führen. Hier wird deutlich, dass jeder Euro hier reichliche Früchte trägt.

    Ein besonderer Dank gilt Claudia und Steffen Roehn und dem Nandri-Team für die Organisation der Reise. Den Mitreisenden sei auch Dank gesagt. Wir waren eine tolle Gruppe und wir durften besondere Menschen kennenlernen. Herzlichen Dank!

     

    Ein besonderer Dank gilt dem Nandri-Team um Francis. Ohne ihr Engagement würden viele Dinge, die von Nandri e.V. finanziert werden, nicht umsetzbar sein. Und Francis und ihre „Mitstreiterinnen“ haben es uns als Gruppe ermöglicht, einen solch detaillierten Einblick in die Arbeit der Nandri Kinderhilfe e.V. zu bekommen. Beeindruckend waren auch die Lehrkräfte vor Ort, welche mit viel Herzblut, einfachsten Mitteln und viel Fantasie Lehrmittel kreieren.

     

    Natürlich bleibt uns die überwältigende Gastfreundschaft in Erinnerung. Das Lachen der Kinder. Die wunderbare Natur in den Dörfern und das bunte Leben. Unsere Reise nach Indien wird uns immer in Erinnerung und die Menschen in unseren Herzen bleiben.

     

    Andreas Michael Hoffmann & Rainer Podstatny, Oktober 2025

    nandri-patenschaftsbericht-zur-indienreise-7
    DE