Reisebericht Anita und Christian Wagner 30. Okt. – 5. Nov. 2024
Teil 1 - Little Flower High School (LFHS)
Der Empfang an der LFHS war sehr herzlich. Den Schülern war anzumerken, dass sie sich auf das anstehende Diwali-Fest (Lichterfest) freuten. Die Kinder sahen gut genährt und sauber gekleidet aus, sie waren fröhlich und kommunikativ. Wie immer kam das mitgebrachte Obst und der gemeinsam zubereitete Obstsalat bei den Kindern sehr gut an. Über die vor Ort gekauften Volleybälle und Unterwäsche haben sich die Schüler sehr gefreut.
Lehrerinnen und Personal:
Der Schulleiter Arputham stellte uns zunächst sein Team vor. Die 11 Lehrerinnen machten einen sehr engagierten Eindruck auf uns. Auch die neu rekrutierten Lehrerinnen scheinen sich gut ins Team integriert zu haben. Alle sind sehr glücklich über den neuen Xerox Drucker, der im IT-Raum steht. Es hat uns viel Freude bereitet, einige Schulklassen während des Unterrichts zu besuchen. Zwei Köchinnen sowie der Fahrer Charly vervollständigen das Team.
Flutschutzmaßnahmen:
Die geplanten Flutschutzmaßnahmen sind umgesetzt worden:
- Rampe (beidseitig) zur Haupteinfahrt und Erhöhung des Eingangstors
- Rampe zum kleinen hinteren Tor am Schulgebäude Richtung Boys Hostel
- Abgedecktes Drainagerohr zwischen dem Schulhof und dem Hof vor dem Boys Hostel
- Offene Ablaufrinnen, die das Regenwasser weg von den Klassenräumen in den Hof vor dem Boys Hostel führen, Ablauf seitlich der Elementary School
Schulbus:
Der neue Schulbus (aus einer Großspende) wird bestellt und soll noch in diesem Jahr geliefert werden. Der alte Schulbus konnte dafür noch in Zahlung gegeben werden.
Waschmaschine:
Eine neue Waschmaschine war bereits angeliefert. Am Tag unserer Ankunft stand sie noch originalverpackt im Zimmer der beiden Wardens im EG des neuen Mädchen Hostels. Am Montag nach Diwali war sie in dem separaten Raum des Mädchen-Toilettentrakts bereits installiert. Sie soll für die Wäsche der kleineren Kinder (Klassen 1-5) sowie für die Bettwäsche eingesetzt werden.
Ausstattung der Hostel-Zimmer und Gesamteindruck:
Alle Zimmer in den Hostels (zwei Girls Hostels, ein Boys Hostel) sind mit Betten ausgestattet, die auch Matratzen mit Bezug, Kissen und eine Zudecke haben. Alle Räume sind jetzt mit ausreichend Deckenventilatoren ausgestattet.
Tailoring Room (Raum für Schneidern):
Dieser Raum befindet sich im 1. OG des Schulgebäudes und ist mit 10 mechanischen Nähmaschinen (Antrieb mit Kurbel und Pedal) ausgestattet. Die Schüler der 8. Und 9. Klasse erhalten hier an 2-3 Tagen pro Woche Unterricht.
Schreibmaschinen- und Computerraum:
Im Schreibmaschinenraum stehen 10 ältere Schreibmaschinen. Hier lernen die jüngeren Schüler den grundsätzlichen Umgang damit, bevor sie dann später mit den Computern arbeiten. Im Computerraum sind 5 PCs angeschlossen, wobei einer von der Lehrerin Praviya genutzt wird. Weiterhin sind 12 Laptops vorhanden. Montags, mittwochs und freitags findet im Computerraum IT-Unterricht für die Schüler der oberen Klassen statt. In dem Raum ist auch ein Beamer an der Decke montiert (eine Leinwand ist auch vorhanden), und wird für z.B. für Filmvorführungen oder Dokumentationen genutzt.
Außenanlage:
An einigen Stellen an den Gebäuden und den angrenzenden Mauern erkennt man Reparaturbedarf. Eine neue Schaukel im Hof vor dem Boys Hostel wurde im Frühjahr aufgebaut.
Unser Gesamteindruck:
Alles in allem hatten wir einen positiven Eindruck von dem Gesamtbild der Anlage und Schule. Die Lehrerinnen erscheinen äußert engagiert in der Arbeit mit den Schülern, und waren uns gegenüber sehr entgegenkommend. Ashok, der Sohn von Arputham, hat uns versichert, zum gegebenen Zeitpunkt die Nachfolge in der Leitung der LFHS antreten zu wollen. Er bringt sich aber bereits jetzt schon mit Vorschlägen oder in konkreten Verhandlungen (Kauf des Schulbusses) mit ein.
Teil 2 - Bericht aus den Irular-Dörfern
Mit der großartigen Hilfe von den Sozialarbeiterinnen Francis, Kalaiselvi und Philo (Francis' Tochter) konnten wir alle sechs von Nandri unterstützten Irular Dorfzentren sowie Anthonys Recycling-Fabrik und das Tailoring-Institut besuchen - obwohl wir mitten in der Diwali-Festzeit ankamen.
Puthur:
Auf unserem Weg nach Purthur trafen wir den kleinen Iyanesh und seine Familie. Er erholt sich gut von seiner OP (Er konnte vorher nur auf den Fußballen stehen). Seine beiden Beine sind noch eingegipst, aber der Gipsverband wird in 2 Wochen entfernt. Dann wird Francis ihn zu einem weiteren Check-up bringen. Er freute sich sehr über die mitgebrachten Geschenke und spielte sofort damit. Seine Familie war auch da und sehr dankbar für die durch Nandri ermöglichte medizinische Hilfe. Sobald er sich an seine orthopädischen Schuhe gewöhnt hat, wird er wieder in die Schule gehen können, was etwa Mitte Dezember der Fall sein wird.
Das Puthur-Zentrum hat uns sehr beeindruckt! Dank Nandri haben sich die infrastrukturellen Einrichtungen verbessert. Das Einzige, was noch fehlt, ist eine Toilette. Die Kinder und Lehrer haben uns sehr herzlich empfangen und eindrucksvoll vorgeführt, was sie gelernt haben. Einige der älteren Jungen präsentierten verschiedene Arten und Verwendungszwecke von Batterien und Kraft. Die Kinder sind sehr kreativ und zeigten uns ihre Töpferkünste.
Die Lehrerinnen Lumina und Famina leisten hervorragende Arbeit im Unterricht und haben die 27 Schüler gut im Griff. Die Köchin Kasthuri macht einen wunderbaren Job.
Thondamannalur:
In diesem Zentrum, das regelmäßig von 35 Kindern und Schülern besucht wird, haben sich die Bedingungen dank der Anwesenheit von Kalaiselvi weiter verbessert. Die Kinder sind gut ernährt und gekleidet und zeigen gute Lernergebnisse, auch wenn ihre Englischkenntnisse nicht ganz so gut sind wie die der Kinder in Puthur. Der Lehrer Santharuban ist hoch motiviert und hat die Kinder ihre Arbeiten überzeugend präsentieren lassen. Er hat großes Interesse daran, den Kindern den ökologischen Landbau in dem kleinen Garten gegenüber dem Eingang beizubringen. Der Garten wird von den Kindern gepflegt und ist in gutem Zustand.
Das neue Metalldach ist auf dem ersten Stockwerk errichtet, und die Böden auf der Terrasse und im ersten Stockwerk sind mit Fliesen verlegt worden. Die Sonnenkollektoren sind jetzt in Betrieb. Eine neue Zement- und Ziegelsteinstraße, die von der Hauptstraße zum Unterrichtszentrum und zum Dorf führt, wurde vor einigen Wochen von der Dorfverwaltung/Regierung gebaut. Die Köchinnen Nadia und Sumadhi leisten großartige Arbeit, unterstützt von Rani.
Pulikkundram:
Dieses Zentrum wurde von Nandri von Grund auf entwickelt. Das Land und die Häuser, Wasser, Solarzellen usw. wurden von uns zur Verfügung gestellt. Die Mütter und Großmütter halfen an diesem Feiertag beim Kochen des Mittagessens für die Kinder. In diesem Zentrum musste die Lehrerin Priya, die sehr engagiert ist und seit drei Jahren mit uns zusammenarbeitet, unseren Besuch allein bewältigen, da ihre Kollegin Tamilselvi unerwartet nicht kommen konnte; einer ihrer Verwandten war am Vortag bei einem Unfall ums Leben gekommen. Auch hier präsentierten alle Kinder je nach ihren Fähigkeiten Experimente, kleine Sachvorträge in Englisch, sangen Lieder oder trugen Gedichte vor.
Die Köchin Vasantha kocht schon seit vielen Jahren für das Zentrum und ist eine große Hilfe. Die Kinder bewirtschaften einen Garten gegenüber dem Eingang zu ihrem Zentrum. Die Kinder sind sehr geschickt in der Gartenarbeit und der Landwirtschaft. Die älteren Jungen im Dorf arbeiten nach Abschluss der Schule mit Erfolg als gute Maler, Elektriker/Mechaniker usw.
Veeranakunnam:
Die Kinder präsentierten ihre Arbeit auf wunderbare Weise und zeigten ein hohes Bildungsniveau, Motivation und ein hohes Maß an Kreativität.
In diesem Zentrum scheint das ganze Dorf zusammenzustehen, um das neue Zentrum für die Zukunft ihrer Kinder und zum Nutzen des Dorfes zu schaffen. Die Frauen haben ihre Ehemänner überzeugt, bei diesem Projekt mitzuhelfen. Das neue ‚Familie Bürkle‘ Center befindet sich in der Endphase der Bauarbeiten. Der Rohbau ist fertiggestellt, mit einem großen Saal, Küchenanbau, Toilette, zwei Gästezimmern mit Bädern, sowie einer wunderschönen Dachterrasse auch für größere Versammlungen des Dorfes. Es ist geplant, die Flächen um das Gebäude herum - die jetzt mit Wasser überflutet sind - auszubauen und anzuheben, um auf der einen Seite des Eingangs einen Platz für die Kinder zum Ballspielen zu schaffen, und auf der anderen Seite des Eingangs ein weiteres Garten-/Pflanzprojekt zu starten. Für diese Außenarbeiten werden zusätzliche Mittel benötigt, ebenso wie für die Installation von Sonnenkollektoren. Die Lehrerinnen Anu und Rajishwari sind sehr motiviert.
Das Mädchen Indhu macht sich sehr gut nach ihrer OP (Korrektur der Beinfehlstellungen) und ist in die Schule zurückgekehrt. Francis wird sie zu einer letzten Untersuchung bringen, um zu sehen, ob die Operation erfolgreich war. Ihr rechtes Bein scheint noch ein wenig angehoben zu sein.
Sobald das neue Zentrum eröffnet ist, wird das „alte“ Nachhilfezentrum wieder in einen Tempel umgewidmet.
Kollamedu:
Dieses Unterrichtszentrum überrascht uns mit einer unerwartet hohen Anzahl von Jungen. Die 4 „älteren“ Jungen der Klassen 11 und 10 präsentierten mit großer Begeisterung mehrere physikalische Experimente: ein Experiment, das die Dichte und den Auftrieb in normalem Wasser und Salzwasser demonstriert, sowie eine selbstgebaute Wasserreinigungsanlage und einen selbstgebauten Biogaskocher. Sie alle planen, Ingenieurwissenschaften zu studieren. Die Disziplin ist sehr gut. Das Gebäude und die Fensterläden sind frisch gestrichen. Die alten Dachziegel wurden entfernt und erfolgreich durch ein neues Metalldach ersetzt.
Mathesh nutzt seinen Laptop effizient und möchte in Zukunft in der Softwarebranche arbeiten. Der jüngere Lehrer Tamilselvi junior studiert Informatik und unterstützt Mathesh und die anderen älteren Schüler bei der Nutzung des Laptops. Tamilselvi senior und Puritha unterrichten die Gruppe schon seit langem und sorgen für eine sehr gute Disziplin.
Die Köchin Pankajam ist seit Beginn des Zentrums dabei und ist hoch motiviert und sehr freundlich.
Sirupinayur:
Auch dieses Dorfzentrum ist aus unserer Sicht in sehr guter Verfassung. Einer der ehemaligen Schüler (Palimuthu) studiert jetzt im 1.Jahr Betriebswirtschaftslehre (BBA). Er hat von uns einen Laptop erhalten und studiert zusätzlich abends in einem privaten Institut Informatik. Nithya, eine sehr gute Schülerin in der 12. Klasse und strebt eine Stelle in der öffentlichen Verwaltung. Das alte Ehepaar, das früher gekocht hat, kann die Arbeit nicht mehr machen. Die Köchin Danah Lakshmi bereitet das Essen zu Hause zu und bringt es ins Zentrum, da keine der Irular-Frauen bereit ist, für die Kinder in der Küche des Zentrums zu kochen.
Kalaiselvi, die früher als Lehrerin in diesem Zentrum tätig war und es sehr aktiv unterstützt, führte uns durch das Dorf. Die meisten Familien leben jetzt in Steinhäusern, welche von der Regierung bereitgestellt wurden.
Das Tailoring-Institut (Handarbeiten-Institut):
Auch hier scheint es gut zu laufen. Jeden Tag werden 42 Frauen in drei Schichten von zwei Ausbildern und einem Sonderlehrer unterrichtet. Sie können dabei ihre Kinder mitbringen, falls sie keine andere Betreuung finden. Nach 3 bis 6 Monaten Ausbildung werden die Frauen zum National Skills Development Center in Chennai geschickt, wo sie eine spezielle Prüfung ablegen, um ein staatliches Zertifikat zu erhalten. Mit diesem Zertifikat können sie einen staatlichen Kredit erhalten, um ihre eigene Schneiderei zu gründen.
Die Erfolgsgeschichte von Sindhu Kalpana Bairavi:
Sindhu wurde von ihrer Mutter allein aufgezogen, da ihr Vater früh starb. Sie besuchte ab der 3. Klasse unsere Nachhilfezentren. Ihre langjährigere Patin unterstützte sie auch während ihres Krankenpflegestudiums und hielt den Kontakt aufrecht. Erst vor kurzem hat Sindhu ihr Studium abgeschlossen und ihr erstes Gehalt verdient. Sie bestand darauf, dieses erste Gehalt an Francis zu spenden, für unsere Projekte.