22.11.22, 16:44

Patenbericht Oktober 2022 -
Shelter Home - Frauenhaus

Mit großer Spannung flogen wir gemeinsam mit Francis nach Madurai, um uns drei Tage lang das Shelter Home und ein bisschen die berühmte Stadt anzusehen. Die Konfrontation mit der Situation der von Glory betreuten Frauen hat uns sehr betroffen gemacht. Die Frauen von Glory befinden sich in einem bedauernswerten mentalen und teilweise körperlichen Zustand, bei dem es erstmal darauf ankommt, ihnen ein sicheres und stabiles Zuhause und Umfeld zu geben. Dies haben diese Frauen vorher noch nie erfahren. Sie sind die wirklich Ausgestoßenen der indischen Gesellschaft - von ihren Männern, von ihren Familien und von jeglicher staatlichen Fürsorge. Als Europäer kann man sich das nicht vorstellen.

 

Es wohnen 57 sogenannte ‚Member‘ aktuell im Frauenhaus (plus einige Babys). Das Shelter Home beinhaltet ca. 3.000qm Gebiet, das von einer festen Steinmauer umgeben ist. Innen besteht es vor allem aus einer großen Halle, in der ca. 30 Betten stehen (viele schlafen nachts gerne auf Matten). Vor der Halle gibt es einen großen Platz, der seit einer Spende eines befreundeten Vereins auch von einem schattenspendenden Vordach vor Sonne und Regen geschützt ist. Dort findet ein Großteil der Aktivitäten der Frauen statt. 23_10_2022.jpgDann gibt es noch eine offene Behelfsküche - Glory bat dringend um Mittel für den Bau einer festen Küche. Aktuell kümmern sich sechs Vollzeitangestellte, ein Praktikant, ein Gärtner und viele ehrenamtliche Mithelfer um die Frauen. Zweimal im Monat kommt ein Arzt - meistens sonntags an seinem freien Tag - um eine minimal notwendige medizinische Betreuung zu gewährleisten. Er verschreibt auch die verabreichten Medikamente, meistens um die stark traumatisierten Frauen ruhig zu stellen, da einige zu Aggressivität neigen. Wir haben uns die Bücher, in denen die Verabreichung der Medikamente dokumentiert wird, angesehen. Der Tagesablauf ist geregelt, ein wichtiges Element, um den Frauen Stabilität zu geben. Wir haben die Frauen bei zwei Gelegenheiten erlebt: Beim offiziellen Teil der Begrüßung am ersten Tag und 24_10_2022.jpgdann am zweiten Tag als Beobachter des normalen Tagesablaufs. Vor allem beim zweiten Teil kamen wir mit einigen Frauen ins Gespräch. Es gibt darunter Lehrerinnen, Absolventen von Colleges, ehemalige Nonnenschülerinnen, die teilweise gutes Englisch sprechen. Eine Polio-geschädigte Frau fertigt wunderbare Stoffblumen an - wir sprechen mit ihr und lassen uns ihre Fertigkeiten vorführen. Andere wiederum, die vielfach missbraucht worden sind, sind sehr sediert und zeigen wenig Reaktion.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Unterstützung für das Shelter Home dazu geführt hat, dass hier mehr als 50 Frauenleben gerettet wurden. Ohne diese Unterstützung wären diese Frauen auf der Straße regelrecht verendet. Wir sollten alles daransetzen, dass Glory ihre Arbeit weiter machen kann.