14.04.20, 09:55

Patenbericht aus Tamil Nadu, März 2020

Vorbemerkung
Wir stecken alle mit unseren Gedanken in den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die weltweit das normale Leben lahmlegt – in Deutschland, der Welt und auch in Indien. Da wirkt es nun fast wie ein „Bericht aus einer anderen Welt“, wenn wir die Eindrücke aus unserem letzten Besuch bei unseren Dörfern und der Schule Anfang März zu Papier bringen. Wir tun das aber in der festen Überzeugung, dass gerade jetzt ein Blick auf die nachhaltige Unterstützung der Kinder und Familien durch Nandri wichtig ist. Denn auch wenn wir in der akuten Notphase viel tun, um die Not zu lindern, so liegt doch der Schwerpunkt von Nandri in der dauerhaften Hilfe zur Selbsthilfe durch Bildung und Ernährung.

Zusammenfassung
Die Segnungen einer großen Einzelspende im vergangenen Jahr lassen sich nun überall sehen: Ein neues Dach, ein neuer Brunnen, Planungen für ein neues Center – all das hat die Spende eines Unternehmers aus Süddeutschland ermöglicht. Dazu kommen noch die Investitionen in unsere Little Flower High School. Dazu beigetragen haben auch sehr viele Einzelspenden von Ihnen, den Freunden, Paten und Mitgliedern von Nandri. Sie alle haben sehr, sehr viel bewegt!

Puthur hat seine Rolle als „beispielhaftes“ Dorf gehalten und die beiden Schwestern, die es betreuen sind einfach richtig gut. Veeranakunnam als unser „jüngstes“ Dorf fordert unsere ganze Aufmerksamkeit, denn aller Anfang ist schwer: Der Brunnen wurde eröffnet – die Arbeiten dafür wurden sehr gut von der Dorfgemeinschaft unterstützt und die Eröffnung mit großer Freude gefeiert. Der Abendunterrichtbetrieb läuft gut an, benötigt aber noch etwas Zeit, bis er eingeschwungen ist. Sirupinayur macht sich unter der Leitung von Kalaichelvi sehr gut und alle fiebern dem Neubau des Centers entgegen. Tondamanallur hat den Betrieb eines morgendlichen Babycares mit Müttern und Kleinkindern erfolgreich aufgenommen. Kollamedu stellt eine große Herausforderung für uns dar, weil das Lehrerpersonal einfach nicht gut genug ist. Pulikkundram entwickelt sich gut mit Kindergarten und Abendunterricht.

Veeranakunnam
Wir starteten unseren Besuch mit einer Begutachtung des neuen Brunnens. Es mussten zwei Bohrungen durchgeführt werden, bevor bei 400 Feet (ca. 130m) eine gute Wasserader gefunden wurde. Außerdem wurde ein ca. 400qm großes Gelände komplett gerodet, sodass man dort einen Garten anlegen kann. Dabei haben viele Männer aus dem Dorf geholfen. Die Einweihung des Brunnens und des Tanks konnten wir mit einigen Frauen dann gemeinsam vornehmen. Nun hat unser Dorf dort Zugang zu gutem Trinkwasser.

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Neuer Brunnen in Veeranakunnam

Der Abendunterricht läuft gut und effektiv. Die Kinder sehen sehr viel besser aus als zu Beginn unserer Unterstützung und sind deutlich aufgeweckter. Auch bei dem Rundgang und den Einzelgesprächen merken wir gute Unterstützung von vielen Familien. Das macht uns Mut!

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Sirupinayur
Unser Besuch steht im Zeichen des bevorstehenden Spatenstichs für unser neues Center dort. Wir führen eine letzte Planungsbesprechung mit dem beauftragten Ingenieur durch und sprechen mit den Dorfvertretern darüber, dass das neue Gebäude den nahen Tempel und den Tempelbaum nicht stören werden. Am Ende haben wir einen neuen Plan für ein Center, das auch bei starken Regenfällen Schutz für die Kinder und Lehrer bietet.

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Kalachelvi macht weiter ihren tollen Job mit Liebe und Zuneigung zu den Kindern und Familien. Kindergarten, Abendschule und Handarbeitskurse für die Mütter sind gut besucht – und es wird viel gelacht während der Arbeit. Wir stoßen bei dem Dorfrundgang auf viele Familien, die die Arbeit von Nandri gut unterstützen und zu schätzen wissen.

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Kalaichelvi mit Lehrerinnen/Müttern vor dem alten Center                        Familie mit Francis und Claudia

Tondamanallur
Dieses Mal richten wir unsere Aufmerksamkeit auf ein neues Projekt: Betreuung von Babys und Kleinkindern und ihren Müttern. Den Müttern fehlen häufig die basischen Kenntnisse über die Ernährung (über das Stillen hinaus) und Bewegung von Babys und Kleinkindern. Weiterhin müssen auch die Mütter arbeiten oder Besorgungen machen und können sich in dieser Zeit nicht um die Kinder kümmern. Francis hat daher eine feste Betreuungszeit von 9-14 Uhr im Dorfcenter eingeführt. Wir treffen bei unserem Besuch ca. 10 Babys und Kleinkinder und 5 Mütter an. Munteres Gebrabbel wird abgelöst von Kindergeschrei und dann wieder leichtem Schnärcheln. Das Projekt wird gut angenommen.

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Das neue Projekt „Baby- und Kleinkinderbetreuung“ in Tondamanallur

Kollamedu
Kollamedu ist eines unserer am längsten unterstützen Dörfer. Der Lehrer Srinivasan hatte im letzten Jahr einen schweren Herzinfarkt, hat ihn aber gut überstanden (Nandri hat zu der Behandlung maßgeblich beigetragen). Wir treffen viele Kinder, unter ihnen sehr begabte Schüler wie z.B. Ramya oder Priya.

image023.jpgimage025.jpgSchülerin Priya mit Mutter                                    Schülerin Ramya mit Mutter

Pulikkundram
Auch hier gibt es großen Fortschritt zu vermelden: Das Dach unseres Gästehauses wurde durch die Großspende neu gedeckt und auch von innen abgedichtet. Somit können Paten, Praktikantinnen oder Mitglieder dort wieder übernachten.

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Neues Dach des Gästehauses in Pulikkundram                                                                                 Neue Innenverkleidung

Was uns Sorgen macht, ist der schlechte Zustand der beiden Kinder Vailliappan und Kalaivani, die wir vor zwei Jahren trafen: Ihre Mutter ist weggelaufen, der Vater kümmert sich nicht um seine Kinder. Sie sind in schlechter seelischer Verfassung und bekommen augenscheinlich keinerlei Zuneigung. Wir haben den Vater zur Rede gestellt und dafür gesorgt, dass sich ab sofort eine Pflegefamilie im Ort um die Kinder kümmert. Die Kinder tauen nach einem Tag der Zuneigung auf und vor allem der Junge ist sehr aufgeweckt. Wir möchten die beiden im neuen Schuljahr auf eine Boarding-Schule schicken.

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Der Betrieb des Kindergartens und der Abendschule in Pulikkundram läuft sehr gut und ordentlich. Allerdings ist die Kleidung vielfach schmutzig und kaputt – wir halten die Leiterin Nirmala an, hier besser mit den Eltern zusammen zu arbeiten. Die Zustimmung und Unterstützung der Dorfbevölkerung hat sich gut entwickelt – wir werden beim Dorfrundgang von vielen Familien freundlich begrüßt und in die Hütten eingeladen. Wir treffen einen Schlangenfänger (der uns seine Giftschlange vorführt) und einen Fischer, dessen Fang in einem Bottich vor seiner Hütte planscht.

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Kurz nach unserem Besuch kam der Lock-down - jetzt steht wegen Covid19 leider alles still, aber Nandri hilft mit Lebensmitteln und den wichtigen Dingen für die Hygiene. Die Menschen haben keine Arbeit und müssen vielfach hungern. Unsere Nothilfe wird daher die mindestens die nächsten 2-3 Monate andauern müssen.

Claudia und Steffen Roehn,
März 2020