Nandri endlich wieder in Indien bei unseren Projekten
Heute möchten wir unsere große Freude mit Euch allen teilen, dass wir endlich wieder in Tamil Nadu bei unseren Projekten sein können. Zweieinhalb Jahre covid19-bedingte Abwesenheit dauerten doch sehr lange!
Nach einem langen Flug, einem gefühlt noch längerem Warten auf die Koffer mit den Kindersachen am Flughafen waren wir endlich wieder da – in Chennai, unserem Ausgangspunkt für unsere Arbeit mit den Kindern. Der kurze Schlaf wurde dann schnell vergessen gemacht: Wir besuchten als erstes unsere Schule – die Little Flower High School
Little Flower High School
Wir waren sehr gerührt, als uns über 100 Kinder "Spalier stehend" empfangen haben. Jedes Kind hatte eine Rose in der Hand für uns - rechts die Jungs, links die Mädchen, alle nach Klassen geordnet, also ein bisschen wie die Orgelpfeifen. Wir haben uns sehr gefreut, nachdem wir "unsere" Kinder, Arputham und die Lehrerinnen so lange nicht gesehen haben. Auch die Kinder waren froh und haben uns sehr herzlich willkommen geheißen.
Die Schule macht einen sauberen und guten Eindruck. Wir hatten – noch in Covid-Zeiten – neue Toilettenanlagen und diverse Reparaturen durchgeführt. Unser Direktor Arputham war sehr motiviert und engagiert. Er wirkt jünger als vor 2,5 Jahren. Ihm scheint die erfolgreiche Bewältigung der schlimmen Covid-Zeit neue Energie gegeben zu haben.
Wir besuchen die Klassen, den Computerraum, schnippeln dann noch einen Obstsalat für alle Kinder und verteilen die Snacks, die alle nach dem Unterricht bekommen. Wir sprechen dann
noch lange mit Arputham und seinem Sohn Ashok über die Entwicklungen der Vergangenheit und die anstehenden Herausforderungen. Nach einem langen ersten Tag verabschieden wir uns.
Irular Dörfer
Das Wiedersehen mit unserer Sozialarbeiterin Francis war sehr emotional. Vor vier Monaten hat sie ihren Ehemann Antony verloren, der sich den Zielen von Nandri ganz verschrieben hatte. Nun endlich konnten wir gemeinsam mit ihr trauern, Antonys Grab besuchen und uns über ihn und sein gutes Wirken austauschen. Wir spüren seinen guten Geist in allen Projekten.
Wir starten dann in unserem Dorf Pulikkundram mit einem Besuch der öffentlichen Grundschule und treffen die Direktorin und zwei Lehrerinnen, die wir unterstützen, um unseren Kindern der 1.-5. Klasse eine gute Schulausbildung zu gewähren. Stolz zeigt man uns die Schulräume, die - auf Veranlassung von Francis - mit schön bunten, gezeichneten Bildern zu Unterrichtsthemen (z.B. Tamil Alphabet, Wasserkreislauf, Landkarten, Sonnensystem) versehen wurden. Die Lehrerinnen und die Direktorin begleiten uns zum Dorfzentrum nach unserem Besuch der Schule.
Auch hier ein sehr herzlicher, fröhlicher und lauter Empfang. Wir haben aktuell ca. 30 Kinder in der Betreuung, die meisten davon in der normalen Abendschule. Die Unterstützung der Bewohner ist viel besser geworden. Die Kinder sind durchgängig gut gekleidet und bringen ihre Darbietung gut und konzentriert vor. Die Armut der Bewohner ist eher noch schlimmer geworden, da es vielen an Arbeit fehlt. Trotzdem ist auch noch die ärmste Hütte sauber und ordentlich.
Wir treffen hier auch Kalaiselvi. Sie startete als unsere Lehrerin in Sirupinayur und ist nun zu einer großen Stütze von Francis herangewachsen. Sie verantwortet mittlerweile die Supervision aller Dorfzentren und ist daher permanent im Hinterland rund um Chennai unterwegs. Sie macht einen fröhlichen und herzlichen Eindruck auf uns. Durch die größere Verantwortung hat sie deutlich an Selbstbewusstsein und Auftreten gegenüber den anderen Lehrerinnen gewonnen.
Am Sonntag treffen wir dann noch fast alle 50 Studenten, die wir bei ihrem Studium unterstützen („Higher Education“). Sie kommen teilweise von weit her und müssen 7h Anreise im Bus auf sich nehmen. Wir führen Gespräche mit ihnen, erkundigen uns über Fortschritte und Probleme und versuchen, für alles Lösungen zu finden. Es gibt dabei vielmehr Licht als Schatten. Mit einer besonders talentierten Krankenschwester habe ich mich für ein kleines Interview in der nächsten Woche verabredet. Wir werden dies hier veröffentlichen.
Soweit unser kurzer erster Bericht aus Indien. Wir haben noch zwei Wochen vor uns und freuen uns auf viele Begegnungen und unsere Projekte, vor allem unser neues Frauenhaus in Madurai.
Liebe Grüße an alle „Nandris“ aus Indien,
Eure Claudia und Steffen Roehn