Nandri stellt ein neues Hilfsprojekt vor – das „Shelter of Safety“ Zuhause für Frauen und Kinder in Not
Wir möchten Ihnen heute ein neues Hilfsprojekt von Nandri vorstellen und näherbringen.
In der stark patriarchisch geprägten Gesellschaft von Indien bekommen Frauen und ihre Kinder in drängender Not kaum Hilfe. Besonders dann nicht, wenn sich durch widrige Lebensumstände Frauen nicht mehr in der „normalen“ behüteten Umgebung eines Ehemanns und dessen Familie befinden. Dies kann durch häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch, Krankheiten wie HIV oder auch Behinderungen passieren. Diese Frauen fallen durch jedes soziale Netz und somit auch ihre Kinder.
Wir haben nun eine Sozialarbeiterin kennen gelernt, die sich seit mehr als sechs Jahren diesen Frauen und ihren Kindern annimmt, nachdem sie bereits seit 1990 Sozialarbeit für die Ärmsten der Armen in Indien erbringt. Sie heißt Glory und finanziert ihre Arbeit bislang ausschließlich durch lokale Geld- und Sachspenden. Ihr Wirkungsschwerpunkt liegt – wie auch die anderen Nandri Projekt – in Tamil Nadu, allerdings an anderer Stelle, nämlich Madurai, ca. 450 km südlich von Chennai.
Was macht Glory genau und warum unterstützt Nandri dies?
Es geht konkret um zwei Projekte:
(1) Das „Shelter of Safety Home“ und
(2) die Dorfzentren für die Unterstützung bedürftiger Kinder im Hinterland.
(1) Das „Shelter of Safety Home“ befindet sich ca. 30km außerhalb von Madurai, wo die Luft sauber ist, und besteht aus einem großen Schlafraum für ca. 50 Frauen und deren Kinder. Es hat eine offene Küche und umfasst ca. 3.000qm Land, auf dem Gemüse und Obst angebaut werden kann. Auch einige Nutztiere werden dort gehalten. Gekocht wird draußen und auch die gemeinsamen Aktivitäten finden unter einem Stoffdach statt. Die teilweise behinderten und stark beeinträchtigen Frauen und ihre Kinder werden mit Grundnahrungsmittel versorgt und angeleitet, sich mehr und mehr selbst zu versorgen. Es findet eine dauerhafte medizinische Betreuung durch einen Arzt statt und natürlich stehen ein Wachmann, ein Koch und eine Schwester zur Verfügung. Mit Unterstützung von Nandri wollen wir einen weiteren Raum für Gemeinschaftsaktivitäten und einen fehlenden Sanitätsraum errichten. Weiterhin übernimmt Nandri zunächst 50% der laufenden Kosten für den Unterhalt des Shelter of Safety Home, der Rest wird durch Spenden der Bevölkerung in Indien erbracht.
Nandri hat sich der Hilfe zur Selbsthilfe für Kinder und Familien verschrieben, die so den Weg in ein selbstbestimmtes Leben finden können. Dies geht oftmals besonders gut über Frauen und Mütter, die die Notwendigkeit dafür erkennen und sich dafür einsetzen. Deshalb sind wir überzeugt, dass wir durch die Unterstützung von gerade diesen Frauen und deren Kindern, die keinerlei Chance auf ein lebenswertes Leben haben, vor allem den Kindern helfen und ein gutes Beispiel für andere setzen.
Eindrücke vom „Shelter of Safety Home“ für Frauen und Kinder
Wir möchten Ihnen zwei Schicksale von Frauen vorstellen, die aktuell im Shelter of Safety Home leben und dadurch gerettet wurden:
Muthulakshmi (40) wurde durch ihren Mann verlassen, der auch die gemeinsame Tochter entführt und mitgenommen hat. Sie erlitt dadurch eine geistige Störung, verlor oft das Bewusstsein und wurde in einer lebensbedrohlichen Situation auf einer Straße von Madurai entdeckt. Sie wurde im Shelter Home betreut, medizinisch versorgt und langsam wieder aufgebaut. Man hat sich auf die Suche nach der Tochter gemacht und Muthulakshmi hat sie mittlerweile wieder treffen können. Sie befindet sich auf einem guten Weg.
Sheela (19) wurde früh von den Eltern ausgesetzt und musste sich als Prostituierte ihr Geld zum Überleben verdienen. Sie wurde dann deswegen verhaftet und in eine Haftanstalt in Madurai verbracht. Glory und ihr Team haben sich ihr angenommen und weil sie nach der Haft kein Zuhause hatte, wurde sie im Shelter Home aufgenommen. Dort lernte sie u.a. Nähen, Kochen und Haushaltsführung, sodass sie 2018 heiraten konnte und nun mit einem Ehemann und zwei gesunden Kindern gesegnet ist.
(2) Die Dorfzentren sind sehr ähnlich zu dem sehr erfolgreichen Konzept der Dorfzentren für die Ureinwohner-Kinder rund um Chennai, die wir seit vielen Jahren finanzieren: Wir mieten einen Raum an, stellen dort Lehrer und Köche an, die den Kindern gesunde Nahrung und regelmäßige Unterstützung nach der Schule geben. Natürlich gehört dazu auch die Anleitung zum Zähneputzen, dem Anlegen von Covid19-Schutzmasken und vielem mehr. Dies findet weit weg von der großen Stadt Madurai statt. Für ein Kind benötigen wir etwa 1€ pro Tag um dies zu finanzieren. Wir werden dadurch ca. 25-30 Kinder und Familien pro Dorfzentrum erreichen.
Wir als Nandri-Vorstand sind von diesen Projekten überzeugt, auch weil die verantwortliche Sozialarbeiterin Glory jahrzehntelange Erfahrung in selbstloser sozialer Arbeit mitbringt. Glory ist uns von unserer langjährigen Sozialarbeiterin Francis empfohlen worden (Francis betreut u.a. die Nandri-Dorfzentren bei Chennai seit vielen Jahren). In normalen Zeiten würden wir den Aufbau selbst durch Besuche und Unterstützung vor Ort begleiten, aber das muss warten, bis wir wieder nach Indien reisen können. Bis dahin verlassen wir uns auf Online-Konferenzen.
Herzlichen Dank!
Herzlichst,
Ihre Monika Gerbas, Steffen Roehn, Petra Feibel, Silke Lehnhardt und Frank Claus