26.02.24, 09:12

Die Irular-Dörfer und ihre
Kinder entwickeln sich
– Patenbericht Februar 2024

Die Dorfzentren in den Irular-Dörfer sind eine wichtige und nachhaltige Errungenschaft von Nandri. Wir betreuen in unseren sechs Dörfern ca. 200 Kinder mit insgesamt 20 Lehrerinnen / Köchinnen. Damit geben wir ganzen Dörfern Entwicklungsperspektiven und gelten als verlässliche und gute Partner vor Ort. Unsere Sozialarbeiter sind Lehrer für die Ärmsten, Kümmerer für Kinder, die nicht in die Schule gehen wollen und Ansprechpartner für Eltern in Not, z.B. weil sie einen Ehepartner durch einen Schlangenbiss verloren haben oder schlimm erkrankt sind. Sie versuchen zu helfen, wo es geht; Nandri hat z.B. einen kleinen Notfonds für medizinische Nothilfe eingerichtet.

Kollamedu

Das Lehrerinnen Team macht einen tollen Job: Wir bekommen physikalische Experimente mit Solarenergie und einen Ei-Ausbrüter zu sehen. Die jüngeren Kinder zeigen mit dem von Lehrerinnen gebastelten Schulmaterial ihre Fortschritte. Es macht große Freude das zu sehen. Die Köchin versorgt die mehr als 40 Kinder seit langen Jahren.

Wir lernen Matesh (10. Klasse, Bild rechts) kennen, der sich die Experimente ausgedacht und mit einem Jungen-Team umgesetzt hat. Er will in die Softwareindustrie und er bekommt von uns einen Laptop.

Leider ist das Vordach des Dorfzentrums leck und kaputt. Auch hier suchen wir Spender, die uns helfen, die 2.000€ für eine Reparatur aufzubringen.

Puthur

Die Lehrer-Schwestern Lumina und Famina haben die Kinder bestens vorbereitet. Nach Schulklassen sortiert zeigen die ca. 20 Kinder ihre Experimente, Lehrinhalte und kleinen Projekte. Viele tun das mit lauter Stimme und Selbstbewusstsein. Die Lehrerinnen sind hier nun seit mehr als 10 Jahren tätig. Dies tut den Kindern sehr gut und auch die Unterstützung durch die Dorfgemeinschaft ist vorbildlich. Als wir mit den Kindern unterwegs sind, zeigen sie uns Vögel, Schlangen und eine tolle Natur im Umfeld des Dorfes.

Iynesh

Wir entdecken den kleinen Iynesh (5 Jahre), der eine schlimme Fehlstellung beider Füße hat; er kann nur auf den Ballen laufen. Wir werden versuchen, für ihn einen Paten und Spender zu finden, um die notwendige medizinische Behandlung zu finanzieren.

Thondamanallur

Wir erleben die übliche Problematik: Lehrer:innen ändern ihre Lebenplanung oder zeigen sich mit der Situation mit den Irular-Kindern überfordert und stehen nicht mehr zur Verfügung, somit müssen wir reagieren: Wir haben einen ehemaligen Lehrer wieder angestellt, der uns vor einige Zeit verlassen hatte und jetzt frisch verheiratet ist. Er ist ein wichtiger Mentor für die Vorbereitung der Schüler auf die Prüfungen der 12. Klasse. Seine junge Frau wird uns auch als Lehrerin unterstützen, eine durchaus gute Lösung!

Lehrerin Abinaya

Und, wir konnten bei unserem Besuch eine weitere Lehrerin gewinnen - Abinayah, sie kommt aus diesem Dorf, hat dort die 12. Klasse abgeschlossen und jetzt einen 2-Jahreskurs für Nursing Assistant abgeschlossen. Also Nachwuchs aus der eigenen Förderung!

Die mehr als 40 Kinder kommen zahlreich und rege zum Center, sehen aber etwas vernachlässigt aus. Einige Eltern kümmern sich wenig, wir sprechen mit ihnen beim Dorfrundgang. Aber auch hier zeigen die Kinder, was sie gelernt haben. Die Lernmaterialien erkennen wir aus den anderen Dörfern wieder. Das Summercamp für die Lehrer und die von Kalaiselvi betriebene WhatsApp Gruppe zeigt also ihre positive Wirkung.

Beeindruckt hat uns Madhan Kumar, der an seinem Traum Astronaut zu werden durch gute schulische Leistungen und Interesse an Naturwissenschaft arbeitet

 

Veeranakunnam

Das ärmste (und jüngste) unserer Nandri-Dörfer überrascht uns an einem schönen Sonntag mit sauber gekleideten Kindern. Ca. 30 sind heute gekommen, die auch regelmäßig die Nachhilfe besuchen. Die Lehrerinnen begrüßen uns und die Kinder führen die Lernergebnisse vor. Auch wenn sie weit hinter Puthur zurück liegen, sind die Fortschritte klar sichtbar. Eine besonders schöne Geschichte ist die von der Aushilfslehrerin Mageshwari: Sie hatte vergangenes Jahr die Schule in der 10. Klasse verlassen und ihre Zukunft weggeworfen. Monika und Francis haben sich mächtig ins Zeug gelegt, sie zu retten. Und siehe da, sie hilft jetzt der etablierten Lehrerin aus und geht ab Sommer wieder auf die Schule. Es gilt, um jedes Leben zu kämpfen.

Ein ergreifender Moment ist es, die kleine Indhu nach ihrer OP wiederzusehen. Die Beine sehen deutlich besser aus und der Rest wird sich hoffentlich auswachsen, sodass es ohne weitere OP funktionieren könnte. Stolz zeigt sie uns ihr Bett und spielt mit den anderen. Als wir die von ihrem Paten gesponserten Kuchen zum ‚Cake Cutting‘ bringen, platzt sie fast vor Stolz und Freude!

Beim Gang durch das Dorf fällt uns wieder die extreme Armut auf. Und leider lassen sich auch immer noch nicht alle Eltern überzeugen, Ihre Kinder zur Schule und in die Tuition zu schicken. Beim abschließenden ‚Sit in‘ mit den 12 Müttern, die ihre Kinder immer regelmäßig in Schule und Tuition senden, merken wir ihre Unterstützung. Das wird auf Dauer auch die anderen überzeugen. Es ist ein Marathonlauf.

 

Sirupinayur

Wie immer ein fröhlicher und warmer Empfang durch die Kinder und die Lehrerinnen. Das neue Zentrum hat sich gut entwickelt und gibt jetzt oft mehr als 20 Kindern ein regelmäßiges Zuhause für die Nachmittagsstudien. Wir bekommen die Lehrmaterialien von den Kindern demonstriert, die Bandbreite der Darbietungen reicht von gutem Englisch bis zu gar keinem Englisch. Auch Experimente und ein Modell des Sonnensystems wird stolz vorgeführt. Dies alles entspricht deutlich besser unserem Anspruch an gute Bildung als die früheren Darbietungen von Bollywood-Songs. Dass die zwei Lehrerinnen nun schon länger hier wirken, tut den Kindern und der Nachhilfe sehr gut.

Wir konnten auch eine Mutter dafür gewinnen, den Kindern in Zukunft abends ein ordentliches Abendessen zu kochen, sodass die Kinder mehr als nur die üblichen Snacks bekommen. Es sind ca. 10 Mütter den ganzen (Sonn)Tag bei uns, die Unterstützung der Einwohner des kleinen Dorfes ist gut. Nur ein Patenkind findet das Fischen am Nachmittag so viel besser als den Unterricht, dass er nicht regelmäßig kommt. Wir führen ein deutliches Gespräch mit der Mutter und ihm und hoffen auf Besserung. Irular haben eine uns sehr fremde Vorstellung von Erziehung. Wir fahren dieses Mal sehr entspannt nach einem schönen Tag weg von Sirupinayur, aktuell läuft es gut dort.

 

Pulikkundram

Das letzte Mal konnten wir wegen Ausbruch der Windpocken das Center nicht besuchen. Umso mehr freuen wir uns heute auf die Lehrerinnen und die langjährige Köchin. Sie betreuen mehr als 30 Kindern von der 1. bis zur 10. Klasse, von denen die meisten regelmäßig kommen. Wir nehmen uns die Ausreißer aber vor. Bei den einen sind die Eltern das Problem, bei den anderen die Einstellung der Kinder selbst. Wir reden intensiv und hoffen auf Besserung. Die zwei Lehrerinnen sind seit mehr als zwei Jahren im Center, das tut dem Center und den Kindern gut.

Dieses Mal gehen wir auch in die noch ärmere Ecke von Pulikkundram am See. Hier stehen ärmlichste einfache Hütten, die alle überflutet worden sind. Zum Glück hilft eine befreundete Organisation aus Hamburg, neue Steinhütten mit Palmdächern zu bauen. Insgesamt sind wir also gut unterwegs in Pulikkundram, aber in die Ausbildung der Lehrerinnen muss investiert werden. Auch die Arbeit mit den Eltern ist zu intensivieren, damit diese verstehen, dass sie mit uns an einem Strang ziehen müssen: Nur so gibt es neue Steinhütten, gute Ausbildung für die Kinder und Gelegenheitsjobs z.B. für die Schlangenfänger. Da die Public School gerade zur High School ausgebaut wird, ist unsere Arbeit hier besonders effektiv. Unsere Kinder können daher noch länger für den Schulbesuch motiviert werden.

Claudia und Steffen Roehn, Februar 2024